Beteiligte Forscher*innen: Dr. Christina Viehmann (JGU), Jun.-Prof. Dr. Marc Ziegele (HHU Düsseldorf), Prof. Dr. Oliver Quiring (JGU)
Projektlaufzeit: seit März 2020
Kurzbeschreibung: Bilder überfüllter Krankenhausflure und exponentielle Wachstumskurven transportierten ab März 2020 die Corona-Pandemie in das öffentliche Bewusstsein in Deutschland. Zwar gab es bereits Monate zuvor Warnungen, dass sich das neuartige Coronavirus von der chinesischen Region Hubei sehr rasant in die Welt ausbreitet. Das Bewusstsein für eine tatsächliche Bedrohung der Bevölkerung in Deutschland schien sich erst viel später, etwa Anfang März, durchzusetzen. In der Folge überschlugen sich quasi täglich die Ereignisse und kulminierten in historisch einmaligen Einschnitten in die Bürger- und Freiheitsrechte: Kontaktverbote, strenge Hygieneregeln, das Gebot der sozialen Distanz, Ausgangseinschränkungen, geschlossene Grenzen und eine umfassende Eindämmung des öffentlichen Lebens. Begründet wurden diese gravierenden Einschnitte mit der Sorge um die Gesundheit der Menschen, allen voran bestimmter Risikogruppen wie Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen. Diese neuartige und hochdynamische Situation birgt demnach ein hohes Unsicherheitspotential und hat für viele Menschen ganz unmittelbare, persönliche Folgen. Diese Kombination aus hoher Unsicherheit und hoher persönlicher Betroffenheit resultiert in einem enorm hohen Informationsbedürfnis. An diesem Punkt setzt die Studie an und will folgende Fragen beantworten.
1. Welche Quellen nutzen die Menschen, um dieses Informationsbedürfnis zu stillen?
Hierbei legen wir einen besonderen Fokus auf die Betrachtung verschiedener Medien – traditionelle wie digitale.
2. Wie verändert sich die Informationsnutzung im Verlauf der Krise?
Bei Krisen handelt es sich um ein hochdynamisches Geschehen, sodass sich auch die Informationsnutzung schnell verändern kann. Diese Wandlungsprozesse gilt es abzubilden, um zu verstehen, wie mitunter auch ein gewandeltes Meinungsbild zustande kommen kann.
Ausgehend von der Informationsnutzung wollen wir außerdem wissen:
3. Welchen Eindruck von der öffentlichen Debatte haben die Menschen?
Empfinden sie den öffentlichen Diskurs als lösungsorientiert und besonnen oder erscheint er ihnen dramatisiert und alarmistisch?
Schließlich fragen wir nach den gesellschaftlichen Konsequenzen:
4a. Welche Folgen hat die Art der Informationsnutzung für das Gemeinschaftsgefühl?
4b. Inwiefern sind die Befragten ausgehend davon bereit, sich für für die Eindämmung des Virus in der Gesellschaft stark zu machen?
Methode: Panelbefragung mit derzeit fünf Erhebungszeiträumen in Form einer Onlineumfrage basierend auf dem Deutschland-Panel des Umfrageinstituts Yougov. Befragt wird ein Quotensample, das die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren hinsichtlich der Merkmale Alter, Geschlecht und Wohnregion repräsentatiert.
Übersicht über Befragungswellen:
- Welle 1 - Feldzeit: 24.-26. März 2020: n = 2.038 Befragte. Die erste Welle wurde unmittelbar nach der Bekanntgabe des Kontaktverbots Ende März durchgeführt.
- Welle 2 - Feldzeit: 9.-15. April 2020: n = 1.620 Befragte. Die zweite Welle folgte drei Wochen später, über die Osterfeiertage, und endete einen Tag, bevor die Bundesregierung gemeinsam mit den Ländern eine Entscheidung zu ersten Lockerungen getroffen hat.
- Welle 3 - Feldzeit: 28.07.-06.08.2020 : n = 2.062 Befragte. Die dritte Welle wurde drei Monate nach Ende des ersten Lockdowns durchgeführt. Kennzeichnend war zu dieser Zeit ein niedriges Infektionsgeschehen und eine Diskussion um Reiserückkehrer.
- Welle 4 - Feldzeit: 3.11-11.11. 2020: n = 2.053 Befragte. Die vierte Befragungswelle wurd nach Beginn des zweiten Lockdowns Anfang November 2020 durchgeführt. Nachdem die Infektionszahlen im Oktober stark gestiegen waren, sah sich die Bundesregierung gemeinsam mit den Landesregierungen gezwungen, einen erneuten Lockdown mit Schließung von Gastgewerbe sowie Kontaktbeschränkungen zu verhängen. Schulen und Einzelhandel waren zu dieser Zeit noch geöffnet.
- Welle 5 - Feldzeit: 12. - 24.11.2021: n = 2.191 Befragte. Ein Jahr nach der vorangegangenen Befragungswelle mit zunehmender Verschärfung der Coronapandemie in den Wintermonaten fand eine erneute Befragung statt. Im Raum standen zu dieser Zeit insbesondere Einschränkungen für Ungeimpfte.
Verweis auf die Studienergebnisse:
Viehmann, C., Ziegele, M., & Quiring, O. (2022): Informationsnutzung in der Corona-Krise. Report zu den Befunden der Panelbefragung. Verfügbar unter: https://www.kowi.ifp.uni-mainz.de/aktuelle-projekte/informationsnutzung-in-der-corona-krise/
Projektbezogene Publikationen, Medienauftritte und sonstige Veranstaltungen:
- Viehmann, C., Ziegele, M., & Quiring, O. (2021). Communication, Cohesion, and Corona: The Impact of People’s Use of Different Information Sources on their Sense of Societal Cohesion in Times of Crises. Journalism Studies. https://doi.org/10.1080/1461670X.2021.1965907
- Disskussion im Rahmen des 34. Journalismustag #jt21 der Deutschen Journalistinnen und Journalisten-Union unter dem Titel "Gatekeeper oder Hatekeeper – Wo steht der Journalismus in der Corona-Pandemie?" am 23. Januar 2021.
- Viehmann, C., Ziegele, M., & Quiring, O. (2020). Gut informiert durch die Pandemie? Nutzung unterschiedlicher Informationsquellen in der Corona-Krise. Ergebnisse einer dreiwelligen Panelbefragung im Jahr 2020. MediaPerspektiven 11/2020, S. 556-577.
- Diskussion aktueller Befunde zur Informationsnutzung der Deutschen in der Coronakrise und welchen Eindruck der öffentlichen Debatte sie dabei erhalten haben im Rahmen der digitalen Bürgeruniversität der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf am 11. Mai 2020. Das Video zur Veranstaltung ist öffentlich verfügbar unter: https://www.youtube.com/watch?v=Xxv-hLqS-xE&feature=youtu.be
- Viehmann, C., Ziegele, M., & Quiring, O. (2020): In der Krise rücken alle mehr zusammen? Fast! Wie Medien und andere Faktoren zur gefühlten Integration oder Spannung beitragen. In: Kommunikationsmanager, 2/2020, 32-36.